BeLi und Lichtstärke vom Objektiv

Aya

New member
<p>Hallo!</p><p>Ich habe mir einen gebrauchten Belichtungsmesser angeschafft.
Nun eine Frage zur Anwendung:</p><p>Wenn ich ein Objektiv mit Lichtstärke 1:2 habe und mit dem BeLi den Wert f5.6 1/250 messe, muss sich dieser Wert ja ändern wenn ich ein Objektiv mit Lichtstärke 1:4 verwende - oder bin ich völlig auf dem Holzweg?</p><p>Kurzum - Gilt der mit dem BeLi gemessene Wert für ALLE Lichtstärken der Objektive?</p><p>
Danke für eure Antworten,
Aya
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Ingo

Well-known member
Kurzum - du bist auf dem Holzweg.</p><p>Hallo Aya.</p><p>Um ein ansehnliches Bild zu erhalten, muss ein Film "richtig" belichtet werden. Dazu gibt es verschiedene Einstellmöglichkeiten an einer Kamera, die aber alle das gleiche Ziel haben: nämlich dass die richtige Menge Licht auf den Film trifft. Als erstes stellt man die Filmempfindlichkeit ein. Den Rest erledigt man mit einer Kombination aus Belichtungszeit und Blende. Am besten stellt man sich ein leeres Glas vor, das bis zum Rand mit Wasser gefüllt werden soll - ich kann den Wasserhahn entweder voll aufdrehen, dann geht es schnell oder ich lasse das Wasser langsam fliessen,dann dauert es länger. Aber am Ende bleibt die gleiche Menge Wasser oder die gleiche Menge Licht. Blende auf, kurze Belichtungszeit oder Blende zu = längere Belichtungszeit.</p><p>Ein Belichtungsmesser kann nur das vorhandene Licht messen. Daraus ergeben sich dann verschiedene Kombinationsmöglichkeiten von Blende und Zeit, die je nach gewolltem Ergebnis (Tiefenschärfe, Bewegungsunschärfe etc.) variiert werden können.</p><p>Die Lichtstärke eines Objektivs gibt an, wie weit die Blende aufgemacht werden kann. Bei einer Lichtstärke von 1:4 ist Blende 4 die größtmögliche (größte Blende = kleinste Blendenzahl); bei einer Lichtstärke von 1:2 eben Blende 2. Dem Film ist es egal, durch welches Objektiv er sein Licht bekommt. Die "Blende" eines Objektivs steht im Verhältnis zur dessen Brennweite, also ist die tatsächliche Öffnung bei einem Objektiv mit langer Brennweite größer als bei einem Objektiv mit kürzerer Brennweite:
100 mm Brennweite geteilt durch Blende 4 ergibt 25 mm Blendenöffnung (Durchmesser)
200 mm Brennweite geteilt durch Blende 4 ergibt 50 mm Blendenöffnung.
Aber durch das längere "Rohr" kommt am Ende nur genau so viel Licht an wie beim Kurzen.</p><p>Wenn wir schon beim Rechnen sind: Wenn ich gleich viel Licht auf den Film haben will, kann ich auch die Blendenöffnung (Fläche) halbieren und dafür die Zeit verdoppeln:</p><p>Nehmen wir das erste Objektiv mit 100 mm Brennweite, Blende 4 = 25 mm Durchmesser. Die Fläche berechnet man mit r*r*Pi = ca. 500 Quadratmillimeter (aufgerundet). Die halbe Fläche ist 250 Millimeter im Quadrat, der resultierende Durchmesser nach Formelumstellung = 17,86 mm. Teilt man nun die Brennweite 100mm durch diesen Wert, erhält man...Überraschung...5,6.</p><p>Damit wäre bewiesen, das ein ganzer Wert auf der Blendenskala die Fläche der Blendenöffnung halbiert bzw. verdoppelt.</p><p>So, was war jetzt nochmal die Frage? Gilt der gemessene Wert für ALLE Lichtstärken? jepp. siehe oben.</p><p>Grüße, Ingo
*<img src="http://www.foto-faq.de/images/smilies/cool.gif">*
»There is nothing worse than a sharp photograph of a fuzzy idea«
Ansel Adams
 

Aya

New member
<p>Vielen Dank für die Rasche Antwort!</p><p>Ich glaub ich muss mich noch intensiv mit der Theorie beschäftigen...
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Ingo

Well-known member
<p>Theorie?</p><p>So wenig wie möglich und so viel wie nötig. Aber schaden kann's nie.</p><p>*<img src="http://www.foto-faq.de/images/smilies/cool.gif">*
</p><p>Mitglied im <a href="http://www.vfdkv.de" target="_blank">http://www.vfdkv.de</a></p>
 

Werner

New member
<p>Hallo,</p><p>@Aya: Im Grunde ist es recht einfach. Ein Handbelichtungsmesser "weiß" natürlich nicht, was Du jeweils für ein Objektiv an der Kamera angesetzt hast. Da die maximale Blendenöffnung vom Objektivhersteller fest vorgegeben -also konstruktionsbedingt- ist, kannst Du in eben diesem Bereich der größten Blendenöffnung lediglich den Parameter "Belichtungszeit" variieren. Vielleicht wirds an folgendem Beispiel ein wenig deutlicher. Eine optimale Belichtung erfordert eine bestimmte Menge Licht. Zur Erklärung mag als Metapher ein einfacher Eimer Wasser mit einer gewünschten Menge von 10 Litern dienen. Um nun diese beispielhaften 10 Liter Wasser zu erhalten, kannst Du ihn entweder über eine dünne Leitung bzw. Schlauch über eine längere Zeit hinweg befüllen, oder aber über eine dickere Leitung / Schlauch über einen entsprechend kürzeren Zeitraum. Der Leitungsdurchmesser entspricht in diesem beispielhaften Vergleich dabei der Lichtstärke des Objektiv, der in diesem Zusammenhang -eben der Erzielung einer definierten Menge Licht bzw. Wasser) benötigte Zeitraum der Füllung entspricht der Verschlusszeit. </p><p>Weil beiden Parameter, also sowohl Blende als auch Verschlusszeit- in der Fotografie je nach Motiv und Situation auch ganz wesentliche gestalterische Faktoren darstellen, geht's auch mit einem Handbelichtungsmesser nicht ohne "Kopfarbeit".</p><p>Bei diesem steht an erster Stelle die Überlegung: Wie möchte ich das Motiv abbilden? Ist das Motiv bewegt (z.B.: Möchte ich einen Wasserfall durch möglichst kurze Verschlusszeit "einfrieren" oder soll durch bewusst lange Verschlusszeit die Dynamik des Wassers betont werden..)? </p><p>Danach erst geht's um die technischen Vorgaben des "Equipments" wie z.B. der maximalen Blendenöffnung des verwendeten Objektivs oder der kürzesten Verschlusszeit der Kamera. Manchmal wird's auch meist bei der praktischen Umsetzung auf einen Kompromiss hinauslaufen.. ;) </p><p>@Ingo : Den vfdkv finde ich klasse. Werde mich bei nächster Gelegenheit auch dort registrieren lassen.. .</p><p>Gruß,
Werner
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