Nachtfotografie extrem

Ich habe mal vor ein paar Jahren im TV in einer Reportage etwas gesehen, was ich sehr interessant finde, und gerne einmal selbst ausprobieren möchte:
In besagter Reportage ging es um das Berliner Nachtleben. Hier wurde unter anderem ein Fotograf gezeigt, der Nachtaufnahmen von Gebäuden macht. Soweit nichts besonderes. Aber: Durch Langzeitbelichtung hat er auf den Bildern eine Helligkeit erzeugt, welche recht nah an der einer Tagaufnahme ist. Das besondere daran: auf den Bildern fehlt jeglicher Schatten, was eine leicht surreale Stimmung erzeugt.
Soweit ich mich erinnere war von einer Belichtungszeit von ca. 3 Std. (wenn ich mich recht erinnere) die Rede und er hat eine Mittelformat-Kamera verwendet. Weitere Informationen habe ich leider nicht.

Nun zu meiner Planung: Da ich (leider) keine Hasselblad oder ähnliches habe, muß meine Canon A-1 herhalten. Langzeitbelichtung kann sie ja  8)
Als Objektiv werde ich dann wohl aufgrund der Lichtstärke das Canon 50mm nehmen (Blende 1,8-16). Als Filmmaterial möchte ich wegen der Körnung einen ISO 100, max. ISO 200 nehmen.

Soweit sollte das also kein Problem sein. Was (für mich) jedoch zum Problem wird, ist die Berechnung der korrekten Belichtungszeit, da mein Belichtungsmesser (Gossen Sixtomat Digital) max. bis zu 1Std. Belichtungszeit anzeigen kann.

Gibt es eine Möglichkeit als Vorgabe einen lichtempfindlicheren Film im Belichtungsmesser einzustellen (z.B. ISO 1600) und die angezeigte Belichtungszeit dann auf den tatsächlich verwendeten Film umzurechnen?
Oder ist es sogar so einfach, daß ich über einen Dreisatz ausrechnen kann? Also
(messISO / istISO) x Minuten = benötigte Belichtungszeit

Auch andere Tipps und Tricks dazu sind natürlich gerne gesehen :)
 

Rainer

Moderator
Diese Reportage habe ich auch gesehen - ist aber schon länger her und die Erinnerung ist nur schwach. De Bilder waren jedenfalls beeindruckend.

Die Nominalempfindlichkeit eines Films gilt nur innerhalb eines bestimmten Zeitfensters. Bei Langzeitbelichtungen mußt du den sog. Schwarzschildeffekt berücksichtigen

http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzschildeffekt

Insofern hilft dir dein Belichtungsmesser so oder so nicht weiter; du mußt mit einem Verlängersfaktor rechnen, den du aus dem Datenblatt des Films entnimmst. Das Umrechnen ist aber durchaus erlaubt (Verdoppelung des ISO-Wertes korreliert mit der Halbierung der Belichtungszeit). Das Problem ist aber, dass der Meßbereich eines Belichtungsmessers begrenzt ist; die Werte (EV (engl.) bzw. LW) stehen im Datenblatt (LW -2,5 bis +18).

Das Hauptproblem sind m.E. Lichtquellen, die im Bild sind. Die fressen ja schon bei den gängigen Nachtaufnahmen im Bereich bis 30 Sekunden völlig aus.

Das alles ist natürlich keine ausreichende Antwort auf deine Fragen. Ich denke, du wirst experimentieren müssen oder etwas über das "Making of" herausfinden. Ich habe neugiershalber mal bei Amazon "Berlin bei Nacht" ins Suchfenster eingegeben. Der Fotograf könnte Dieter Grube gewesen sein, aber ich bin nicht sicher.

Gruß

Rainer
 
Danke für die Info mit dem Schwarzschildeffekt. Davon wußte ich noch nichtmal, daß er überhaupt existiert.

Das Problem mit den Lichtquellen ist mir auch schon durch den Kopf gegangen. Daher werde ich mich für den Anfang erstmal auf Motive konzentrieren, wo die Straßenbeleuchtung nicht die ganze Nacht eingeschaltet (ausgeschaltete Zeit nutzen) ist, bzw. erst garkeine existiert. Wenn ich dann noch die rechtlichen Aspekte mit einbeziehe, bleiben eigentlich (zumindest hier in der Stadt) nurnoch wenige Motive übrig, wie z.B. das obligatorische Denkmal im Park oder ähnliches.

Also unterm Strich bedeutet das ein Mix aus Berechnen, Ausprobieren und Glück, zumal ja auch nicht jede Nacht gleich hell ist...

 
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